Cartagena

Cartagena de Indias - laut Reiseführer die schönste Stadt Kolumbiens. In den engen, kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt drängen sich die Touristen oder lassen sich in Pferdekutschen herumfahren. Ein Souveniershop reiht sich an den anderen, die Restaurants und Bars überschlagen sich mit Mahlzeiten und Drinks, die sich kein "normaler" Kolumbianer je wird leisten können. Bunte Häuser, Bougainvilleen, bewachsene Balkone, die große Befestigungsanlage - eine schöne Kulisse. Hier finden nicht umsonst die meisten der kolumbianischen Hochzeiten statt. Cartagena hat den wichtigsten Hafen Kolumbiens und bietet eine große Anzahl an Arbeitsplätzen, ein Glück für die vielen Menschen in den ausufernden Vororten. Auch wir lassen uns durch die Gassen treiben, genießen den ein oder anderen Drink und sind zum letzten Mal auf der Lauer nach Fotomotiven.  

 

Fazit Kolumbien:

Hmh. Schwierig. 

Das Land hat sehr viele Probleme und die Kontraste sind krass:

Auf der einen Seite gibt es die Traumstrände, die schönen Kolonialstädte, tolle Berglandschaften mit Dschungel. In den Städten bekommt man in riesigen Malls alles was das Herz begehrt (zu Preisen wie bei uns). Essen gehen kostet je nach Touristenaufkommen zwischen 2 und 20 Euro pro Menü, der Fisch schmeckt lecker, Salsamusik tönt in allen Straßen. Die Menschen sind auch hier herzlich und aufgeschlossen.

Auf der anderen Seite ist die Armut eigentlich permanent sichtbar. Es wimmelt nur so vor Straßenverkäufern. In Hauseingängen liegen zusammengekauert verwahrloste Menschen. Viele betteln... Und das sind nicht alles Venezulaner. In Kolumbien gibt es Zehntausende Binnenflüchtlinge, die von ihren kleinen Landgütern vertrieben werden und in den Städten Zuflucht suchen. Nur drei Stunden vom Strand beim Tayrona-Nationalpark entfernt, an der nördlichsten Spitze des Kontinents, verdursten die Kinder. Gerade dort, an der Grenze zu Venezuela, sollen Raubüberfälle an der Tagesordnung sein. Wir haben vier Paare kennengelernt, bei denen auf ihrer Fahrt durch Kolumbien eingebrochen wurde. Die politische Situation ist fragil. Der aktuelle Präsident schert sich kaum um das Friedensabkommen mit der FARC. In den vergangenen zwei Jahren ist die Anzahl von Paramilitär- und Guerillagruppen gestiegen, es werden noch regelmäßig ehemalige FARC-Kämpfer von Militärs ermordet. Wenn man sich mit der Geschichte des Landes beschäftigt und vor allem die letzten 50 Jahre betrachtet, liest man nur von Mord und Totschlag. Es stellen sich einem die Haare zu Berge. Dies alles kann man als Tourist nicht ausblenden, auch wenn man sich auf den üblichen Reiserouten bewegt. Deshalb wäre Kolumbien das einzige Land, das zu bereisen wir momentan nicht empfehlen würden. Abgesehen von unserer Erfahrung mit den Straßenblockaden hatten wir aufgrund vieler Warnungen in der OverlanderApp und Berichten von Reisenden keine große Motivation mehr, geplante Orte zu besichtigen (vielleicht auch weil wir schon so viel gesehen haben und man etwas reisemüde wird zum Ende hin). Wir hoffen für dieses schöne Land, dass es sich nicht zum "nächsten Venezuela" entwickelt.