
Die Lage im Streikgebiet hat sich entspannt. Während die Indigenen mit Präsident Duque bzw. einer Delegation in Bogota verhandeln, gibt es ein Zeitfenster von einigen Tagen (und wir hoffen auch, dass die Osterwoche "frei" bleibt). Das wollen wir natürlich nutzen. Wir starten von Ecuador aus ein zweites Mal gen Norden und nehmen eine andere Grenze Richtung Bogota. Hier sind - wie schon an der vorherigen - viele Venezulaner, die in unendlichen Schlangen an den Schaltern stehen oder in Unicef-Zelten lagern. Auch unterwegs trifft man immer wieder auf Grüppchen dieser armen Menschen. Sie wandern in einsamen Gegenden nur mit Decken über den Schultern am Straßenrand oder sitzen in Städten an Ampeln und verkaufen Lutscher.
Die Ostroute bedeutet für uns, dass wir einige geplante Sehenswürdigkeiten nicht mehr besuchen können. Völlig egal - wir sind froh, dass wir Cartagena und die Karibikküste rechtzeitig erreichen können. Die Straße, in Ecuador noch vierspurig, ist ab der kolumbianischen Grenze grausam. Immer wieder Schotter, schlimme Schlaglöcher, Erdrutsche... Oft stehen bewaffnete Soldaten am Straßenrand, strecken entweder den Daumen hoch oder salutieren sogar. ? Die Lage in Kolumbien hat sich in den letzten zwei Jahren seit dem Friedensabkommen mit der FARC leider wieder verschlechtert. Der Drogenhandel floriert und es entstehen in den abgelegenen Gebieten immer neue Kokainlabore. Ein weiteres Problem gibt es auch im Westen von Bogota, wo der Kampf um die Herrschaft über die Smaragdminen entbrannt ist. Eine Goldschmiedin aus Nürnberg, die in Villa de Leyva lebt, erzählt uns, dass nur ihr kolumbianischer Mann ins Gebiet der Minen fahren kann, für sie als Ausländerin wäre es zu gefährlich.
Sicher ist es aber auf den üblichen Touristenpfaden. So fahren wir lange am Rio Magdalena entlang (bekannt durch den Roman von Gabriel Garcia Marquez "Die Liebe in den Zeiten der Cholera"), kommen durch bergige grüne Gegenden, die an Oberitalien erinnern, wandern noch einmal in einem Regenwald und gelangen zur Salzkathedrale von Zipaquira. Anfang 1990 schuf man hier in einer ehemaligen Salzmine eine dreischiffige, geheimnisvoll illuminierte Höhlenkirche - die größte ihrer Art weltweit. Sie ist sehr schlicht und wirkt v.a. durch ihre Dimensionen und die ästhetische Beleuchtung. Man wandelt zunächst auf einem Kreuzweg durch die Stollen, bevor man in die Kathedrale hinabsteigt. Sehr beeindruckend!