Colonia del Sacramento

In eineinhalb Stunden hat uns die Fähre über den Rio de la Plata von Buenos Aires nach Colonia del Sacramento gebracht. In der ältesten Stadt Uruguays (siehe auch unten) ticken die Uhren um Etliches langsamer als in Buenos Aires. Die beschauliche Kleinstadt ist bevölkert von ein paar versprengten Touristen und total relaxten Einwohnern, die sehr freundlich und sympathisch rüberkommen. Wenn man sie etwas fragt, plaudern sie fröhlich auf einen ein, ungeachtet des Hinweises, dass man nicht viel versteht. Oft sieht man sie auch hier Mate-Tee trinken aus den typischen Kalebassen. Die Autos, Busse und Motorräder fahren mit gefühlten 20 Stunden-kilometern durch die Stadt. Steht man unschlüssig am Straßenrand und weiß selber noch nicht, ob man überqueren will, halten bereits alle Fahrzeuge und die Fahrer winken einen lächelnd rüber - auch voll besetzte Busse.... Liegt es an der Legalisierung von Marihuana? Es gibt eine Menge Restaurants, wo die Kellner die üblichen Fleischberge rumtragen. Unser Salat- und Gemüsekonsum ist drastisch zurückgegangen: morgens Toast und Hörnchen, mittags Empanadas oder ähnliche Teigwaren und abends Steak mit Ripperl, Schnitzel und Bratwurst auf einem Berg von Pommes. Die historische Altstadt ist ganz nett: holprige Pflastersteinstraßen gesäumt von riesigen Platanen, dazwischen prächtige Bougainvilleen. Die Wurzeln der Platanen werfen die Platten der Bürgersteige ziemlich auf, so dass man den Blick oft nach unten richten muss, um nicht zu stolpern - und auch um nicht in eine der zahlreichen Tretminen zu steigen, die die vielen wilden Hunde hinterlassen. Überall stehen Oldtimer herum, die Touristen können sich auch kleine E-Caddies ausleihen.

An einem langen Strand kann man stundenlang wandern: sauberer, feiner Sand und kilometerlang kein Mensch oder Kiosk.

Noch eine kleine Landeskunde: Uruguay heißt laut einer der vielen Interpretationen "Fluss der bunten und singenden Vögel", was zumindest für Colonia stimmt: Die Vögel, auch etliche Papageienarten, veranstalten ein ohrenbetäubendes Konzert. Der Rio de la Plata, Silberfluss, sieht auch hier eher dreckig aus. Angeblich kommt das vom aufgewühlten roten Sedimentgestein... Es fühlt sich an wie am Meer, nur dass die Möven samt ihrem Geschrei und der Geruch von Algen fehlen. Uruguay ist halb so groß wie Deutschland und hat 3,2 Mio. Einwohner, von denen die Hälfte in Montevideo leben. Das Land gehört zu den stabilsten und wohlhabendsten in Lateinamerika. Essen gehen kostet ungefähr so viel wie bei uns. 

Die Spanier landeten als erste 1515 an der Küste Uruguays und trafen dort - wie später dann die Portugiesen - auf den erbitterten Widerstand der Indianer. Ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgte die Besiedlung des heutigen Uruguay, Spanier im Süden, Portugiesen im Norden. Die indianische Urbevölkerung wurde binnen weniger Jahrzehnte vertrieben bzw. ausgerottet. 1828 erlangte Uruguay die Unabhängigkeit. Zu Colonia als ältester Stadt: an "unsere" altehrwürdigen historischen Städte in Europa kommt sie - trotz Weltkulturerbe - natürlich nicht ran ;-)

Ach, übrigens: La Boca gegen River Plate ist 2 : 2 ausgegangen. Wir freuen uns auf das Rückspiel am 24. November.